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Rückblick Werkstattkonzert Weihnachtsoratorium

21.01.2025

Bachs Weihnachtsoratorium - die ersten drei Kantaten in einem Werkstattkonzert

„Jauchzet! Frohlocket!“

So viel Freude! So viele fröhlich, glückliche, nein: überglückliche Gesichter! Der 11. Januar war in unserer Kirche ein sehr besonderer Tag. Die Kirche war voll bis auf den letzten Platz. Und vorne im Altarraum war es so eng wie noch nie - da hatten an die 40 Sängerinnen und Sänger sich aufgestellt und 30 Instrumentalisten Platz genommen. Gespannt, konzentriert und bereit für einen großen Auftritt. Den sie gerade mal vier Stunden vorher zum ersten Mal in dieser Zusammensetzung geprobt hatten.
Ein „Werkstattkonzert“ hatten es Anett Ziller und Hans-Christoph Werneburg genannt, die Organisatoren dieses denkwürdigen Nachmittags. Beide Musiker, sie Mitglied im Kirchenvorstand, er Pfarrer im Ruhestand. Und beide beseelt von dem Gedanken, Bachs herrliche Weihnachtsmusik auf diese besondere Art zum Klingen zu bringen.
In geselliger Runde sei die Idee im vergangenen Jahr entstanden, erzählen sie. Und begannen, Sänger und Instrumentalisten im Freundes- und Bekanntenkreis anzusprechen und für das Projekt zu begeistern. Grundsatz: „Mitmachen kann jeder, aber er muss das Stück kennen und er muss es können.“ Das machte die Runde, weitere Mitspieler kamen hinzu, Amateure und Profis, Solisten konnten gewonnen werden.
Zwei Tage vor dem Konzert begannen die Organisatoren und ein paar Helfer, den Altarraum freizuräumen, Podeste für den Chor (ausgeliehen in Hosterwitz) und Stühle aufzustellen, Orgel und Cembalo heranzuschaffen. Jörg Petzold, Kantor in Klotzsche, übernahm das Dirigat. Und hatte an jenem Sonnabend genau zwei Stunden Zeit für die Probe - von 13 bis 15 Uhr. Mit großer Ruhe und Einfühlsamkeit habe er die Musiker zusammengeführt, die vorher noch nie zusammen gespielt hatten, berichtet unser Organist Peter Setzmann, der am Cembalo saß. Und meinte: „Das Weihnachtsoratorium, das ist das Größte, das will man nicht einfach so dahinspielen.“
Und das gelang. Man merkte es schon bei der Probe. Zur Einstimmung spielte das Orchester ein kurzes Stück, der Chor sang einen Choral, die vier Solisten kamen hinzu: Barbara Christina Steude, Sopran, Susanne Kupfer, Alt, Sebastian Reim, Tenor, und Norbert Kohlhaus, Bass. „Dann haben wir die drei Kantaten einmal durchgespielt“, sagt Werneburg, „und ich habe gedacht, die Heide wackelt: Das hat so unglaublich geklappt. Da war von Anfang an eine Freude da.“
Die übertrug sich ungebremst in der Kirche. Zur Einführung hatte er daran erinnert, dass Bach seine Kompositionen stets mit den Buchstaben SDG versah - „Soli Deo Gloria“, allein zur Ehre Gottes, und in diesem Sinne erklang das Werk dann auch. Anett Ziller ging ein auf den Werkstatt-Gedanken. Man sehe, was eine engagierte Belegschaft - seien es Lehrlinge, Handwerker, Meister - zusammen zustandebringen könne.
Und so hatte diese Werkstatt vieles: Begeisterung, Freude an der Arbeit, ein hingerissenes Publikum, das noch dazu eingeladen war, an der ein oder anderen Stelle mitzuarbeiten (heißt: mitzusingen), und am Ende ein Ergebnis, auf das alle stolz waren und voller Freude, dabei gewesen zu sein. Nur eines hatte die Werkstatt nicht: Fachkräftemangel. Dafür einen langen, dankbaren Beifall, nachdem die gut anderthalb Stunden wie im Fluge vergangen waren.
„Jetzt noch einmal einen kräftigen Applaus“, sagte zum Schluss Gemeindevorstand Frank Weiner, nachdem auch er Musikern und Sängern einen hoch verdienten, herzlichen Dank ausgesprochen hatte, „dann gibt es im nächsten Jahr vielleicht die Kantaten vier bis sechs.“ Den Applaus gab es. Und viel Enthusiasmus auch bei den Musikern selbst, die Werkstatt erneut zu öffnen. Man sei deshalb, formulierte Anett Ziller hinterher, „nachhaltig motiviert, über eine Fortsetzung nachzudenken…“

Bernd Hempelmann

 


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